Geothermie und Wärmespeicher: Schlüssel zur klimaneutralen Wärmeversorgung
- gs6998
- 2. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Die Transformation der Wärmeversorgung ist eine der zentralen Herausforderungen der Energiewende, insbesondere auf kommunaler und regionaler Ebene. Eine aktuelle Studie im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) zeigt: Oberflächennahe Geothermie (oGT) und unterirdische Wärmespeicher (UTES-Systeme) können dabei eine tragende Rolle spielen. Das EnergieNetzWerk Mitteldeutschland wirft einen Blick auf die zentralen Ergebnisse und ihre Bedeutung für Akteure in der Region.
Großes Potenzial – ungenutzte Chancen
Geologische Untersuchungen zeigen, dass der Untergrund in vielen Regionen Deutschlands hervorragend für die saisonale Wärmespeicherung geeignet ist. Technologisch sind Systeme wie Aquifer Thermal Energy Storage (ATES) und Borehole Thermal Energy Storage (BTES) in der Lage, regenerative Wärme effizient zu speichern und bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. Die Umweltwirkungen sind dabei überschaubar, vorausgesetzt, Planung und Monitoring erfolgen fachgerecht.
Doch bislang fristen diese Systeme ein Nischendasein. In nationalen Energieszenarien werden sie kaum berücksichtigt, obwohl sie CO₂-Einsparungen von über 90 % gegenüber fossiler Wärmeerzeugung ermöglichen können. Die Gründe dafür liegen weniger in technischen Hürden, sondern vor allem in fehlenden rechtlichen Rahmenbedingungen, mangelnder Planungssicherheit und Nutzungskonkurrenzen im unterirdischen Raum.
Herausforderung: Untertägige Raumplanung
Die Studie betont die Notwendigkeit eines umfassenden Raumplanungs- und Bewirtschaftungskonzepts für den Untergrund – insbesondere in dicht besiedelten Gebieten. Heute existieren weder rechtlich verbindliche Instrumente noch ein überregionales Wärmemonitoring, das eine koordinierte Nutzung geothermischer Ressourcen ermöglichen würde. Dadurch werden potenzielle Standorte verschenkt oder ineffizient genutzt.
Zudem besteht regulatorischer Nachholbedarf: Wer darf den Untergrund wie lange thermisch nutzen? Wie werden konkurrierende Interessen, etwa von Wasserwerken oder Netzbetreibern, abgewogen? Hier sind neue gesetzliche Klarstellungen nötig, die Geothermie und Wärmespeicherung als systemrelevante Elemente der Wärmewende anerkennen.
Chancen für Kommunen und Energieakteure
Gerade für kommunale Wärmeplaner, Energieversorger und regionale Projektträger ergeben sich konkrete Ansatzpunkte aus der Studie:
Potenzialanalysen vor Ort: Viele Kommunen verfügen bereits über erste geologische Daten oder Wärmekataster. Diese sollten systematisch erweitert und auf saisonale Speicherfähigkeit geprüft werden.
Integration in die Stadtplanung: Geothermische Speicher müssen frühzeitig in Planungsprozesse eingebunden werden – inklusive notwendiger Flächen für Bohrungen und Wärmeleitungen.
Monitoring etablieren: Für die Umweltverträglichkeit ist ein kontinuierliches Monitoring der thermischen Nutzung im Untergrund entscheidend.
Politik und Verwaltung sensibilisieren: Damit die Wärmewende im Untergrund gelingt, müssen Entscheidungsträger auf Landes- und Bundesebene praktikable rechtliche Rahmenbedingungen schaffen.
Geothermie und unterirdische Wärmespeicher sind keine Zukunftsmusik, sie sind technisch ausgereift, wirtschaftlich vielversprechend und ökologisch sinnvoll. Die Studie des Umweltbundesamts macht deutlich: Wer die Wärmewende ernst nimmt, muss den Untergrund mitdenken. Für Mitteldeutschland bietet sich jetzt die Chance, eine Vorreiterrolle einzunehmen, durch frühzeitige Planung, gezielte Pilotprojekte und die Vernetzung relevanter Akteure.
Herausgeber: Umweltbundesamt
Comments